
Unsere Geschichte
Gedenktafel am Eingang der ersten Schlaraffia® Burg in Prag
Blick in die Vergangenheit
In Prag, am 10. Oktober 1859 (damals Österreich/Ungarn), entsteht Schlaraffia®!
Die Gründer: Musiker, Sänger, Komponisten, Schauspieler, Kunstfreunde.
Vereinszweck: Pflege von Kunst und Humor, eingebettet in ein fröhliches Ritterspiel, das laufend weiterentwickelt wurde und das selbstgerechte und aufgeblasene Gehabe von Obrigkeiten persiflierte.
Das freudige Geschehen in Prag fand in andern Städten Nachahmer. Heute gibt es 263 Reyche in rund 20 Ländern auf 5 Kontinenten mit über 10.000 Mitgliedern.
Festschrift zum 125. Stiftungsfest
am 16. im Windmond a.U. 160 (16.11.2019).
Unsere Walthariburg
Beitrag von Schlaraffenbruder Rio Lach
Im ausklingenden 19. Jahrhundert war Bozen eine mit regem Leben erfüllte Handelsstadt, wo auch die kulturelle und gesellschaftliche Komponente eine bedeutende Rolle spielt. Es waren österreichische Offiziere, die auch Schlaraffenfreunde waren und in die Garnisonstadt versetzt wurden, die den Kontakt zur Bürgerschaft suchten. So kam es im Jahr 1895 zur Gründung des Reyches Pons Drusi, das getreu nach den Vorgaben der 1859 in Prag gegründeten Schlaraffia® das ritterliche Spiel mit den Idealen der Freundschaft, der Kunst und des Humors pflegte.
Die in den neuen Bürgersälen der Stadt untergebrachte Schlaraffia® stand bald im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens, wie dies die Chronik bezeugt, die von Feiern und Festen berichtet, an denen viel Publikum teilnahm. Ein besonderes Augenmerk galt der heimatlichen Kultur, so wurde Walther von der Vogelweide auch zum Schirmherrn erkoren.
Der erste Weltkrieg brachte eine tiefgreifende Zäsur im schlaraffischen Spiel, da mehr als die Hälfte der Sassen ihre Schlaraffenrüstung mit dem Waffenrock des Kaisers vertauschen mußten, auch wenn in Bozen als Garnison-und Lazarettstadt zumindest sporadische Treffen unter Schlaraffen stattfanden.
Vor einer völlig neuen Situation stand man am Ende des Weltkrieges, da Südtirol vom restlichen Österreich abgeschieden wurde und somit auch die Kontakte zu den anderen Schlaraffenreychen schwieriger wurden. Einer der wenigen von der alten Garde war Ritter Serum, der Grieser Kurarzt Dr.Viktor Malfer, der den schwierigen Neustart wagte. Die Bürgersäle waren inzwischen Offizierskasino geworden, weshalb man in Ersatzburgen sippen mußte.
Mit der Machtübernahme durch den Faschismus im Jahr 1922 änderte sich das Bild noch einmal, vor allem die Parteizeitung "Il Brennero" hetzte mit unglaublichen Anschuldigungen gegen die "Eulen der Bozner Loge", weil man nicht tolerieren konnte, daß hier ein deutschsprachiger Verein grenzenüberschreitende Beziehungen aufrecht hielt. Das Jahr 1926 brachte das definitive Aus für Schlaraffia®, da der Verein mit Dekret des faschistischen Präfekten verboten wurde.
Von da an konnte Pons Drusi nur im Untergrund weiterleben.
Die bruchstückhafte Chronik der Zeit berichtet von Treffen in den Heimburgen. So wurden Geburtstage gefeiert und selbst Nachwuchs angeworben, da drei Junker der Pons Drusi den feierlichen Ritterschlag in der Schlaraffia® Oenipontena, das Mutterreych der Pons Drusi, erhielten.
Nach dem zweiten Weltkrieg war es vor allem Ritter Tarif (Armin von Hoffingott), der die kleine Schar verbliebener Schlaraffen zusammenhielt. Er hatte auch Kontakt zu Schweizer Freunden aufgenommen, wobei es vor allem das Reych Turicensis (Zürich) war, das die neue Belebung der Südtiroler Schlaraffenreyche Pons Drusi und Castrum Majense ermöglichte, indem man sie offiziell in den Helvetischen Landesverband einordnete.
Die Schlaraffia® stand so auch unter der Obhut einer Schweizer Organisation,
was ein besonderer Vorteil war, da in der unmittelbaren Nachkriegszeit Verbindungen zu Deutschland und Österreich von den Behörden mit Argwohn betrachtet wurden. Zuerst wurde in Bozner Gasthöfen gesippt, bis man in der Villa Brigl eine eigene Burg einrichten konnte. Die Zahl der Sassen wuchs an, auch namhafte Künstler wie der Maler Albert Stolz und der Bildhauer Hans Plangger gehörten zu den Sassen, am Thron fungierte Ritter Medihymnicus, der Facharzt und Dozent Fritz Hausbrandt. Das 75. Stiftungsfest wurde in großem Rahmen auf Schloß Runkelstein gefeiert. Durch das Ableben des Hausbesitzers verlor das Reych wieder seine Burg, für mehrer Jahre sippte man in verschiedenen Gasthäusern.
Schließlich gelang es dem Bemühen einiger Sassen eine Bleibe in der Haselburg zu finden. Zwanzig Jahre stand der Rittersaal aus dem 16.Jahrhundert mit den Fresken Von Dill Riemenschneider der Schlaraffia® zur Verfügung, wo auch weitgereiste Ritter bestätigten, daß es sich um die originellste Burg des Uhuversums handeln würde.
Mit dem Verkauf der Burg begann die leidige Burgensuche, seit einem Dutzend Jahren steht
eine neue Heimstätte im Kulturheim in Gries der Schlaraffia® zur Verfügung. Auch wenn der Raum nur ein Mal in der Woche benützt wird, so bürgt der mechanisch verstellbare Thron (Ritter Empfauquadrat - Ing. Sepp Mühlbergher) und die verstellbare Kulisse ( Ritter Rumpelstilz , Maler Rudolf Maria Complojer) für schlaraffische Atmosphäre.
Hier sippt jeden Donnerstang (von Oktober bis Ende April) die Pons Drusi, immer reiten Freunde aus anderen Reychen ein und beleben das schlaraffische Spiel.
Der Thron:
Nachdem der fungierende Oberschlaraffe mit Hilfe der Truchsesse sich mit dem Abzeichen seiner Würde geschmückt hat, begibt er sich auf den obersten Thronsitz.Die nicht fungierenden Oberschlaraffen begeben sich auf die Thronsitze zu beiden Seiten des fungierenden Oberschlaraffen. Der fungierende Oberschlaraffe wird mit "Eure Herrlichkeit" angesprochen und ist in seiner hohen Weisheit unfehlbar und untastbar. Unbedingter Gehorsam ist seinem Willen zu zollen.Er eröffnet und beschließt die Sippungen, wacht über die strikte Beachtung von Schlaraffenspiegel und Ceremoniale sowie über treue Pflichterfüllung aller Sassen, insbesondere der Reychswahlwürdenträger und Reychsbeamten. Er ist allein berechtigt Pönen zu verhängen und Auszeichnungen zu verleihen. Der Kantzler hat seinen Platz zur Rechten und der Marschall zur Linken von den drei Oberschlaraffen.